Newsletter #5:  Regeln für KI im Journalismus

Edito Susan Boos (Präsidentin Schweizer Presserat) «Lisa Kochen & Backen» heisst das Heft, das im Mai Geschichte schrieb. Der deutsche Burda-Verlag gibt es heraus. Eigentlich nichts Besonderes – ausser: Das Kochmagazin war von einer künstlichen Intelligenz (KI) zusammengeschrieben worden, wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtete. Niemand hat die «genialen 99 Pasta-Rezepte für Geniesser» getestet. Darf man … Weiterlesen

Rüge für «kath.ch»: Informieren, wo ein Interview erscheint

Der Presserat hat ein Interview mit dem Autor, Regisseur und Hauptdarsteller der Fernsehserie «Tschugger» gerügt, welches das Internetportal «kath.ch» veröffentlicht hat. Zum einen hätte dem Interviewpartner fairerweise gesagt werden müssen, dass das zum Teil kirchenkritische Gespräch nicht nur wie vereinbart in einem deutschen Film-Fachmagazin erscheint, sondern auch in einem Schweizer Onlinemedium mit primär religiöser Ausrichtung. … Weiterlesen

Funiciellos Menschenwürde verletzt: «Nebelspalter» teilweise gerügt

Der «Nebelspalter» hat mit dem Beitrag «Tamara Funiciello: Geboren, um auszusterben» Funiciellos Menschenwürde verletzt. Der «Nebelspalter» deklariert sich selbst als «Politmagazin mit Humor». Für den Presserat handelt es sich bei dem monierten Text auch klar um einen satirischen Beitrag. Er hatte deshalb die Frage zu beantworten, wie viel Satire darf. Grundsätzlich legt der Presserat bei … Weiterlesen

«Gipfel Zytig» gerügt: Perfide Assoziation hergestellt

Die «Gipfel Zytig» hatte auf ihrer Witzseite ein Doppelbild publiziert: Oben zwei schwarze Menschen, die je einen deutschen Pass vor die Kamera halten, ins Bild eingefügt der Kommentar: «Wir sind Deutsche.» Darunter die Köpfe zweier Löwen mit dem Satz: «Und wir sind Vegetarier.» Die «Gipfel Zytig» («Das Organ für den Tourismus im Prättigau, in der … Weiterlesen

Beschwerde gegen RTS abgewiesen: Reportage hatte einen anderen Fokus

JournalistInnen sollten so viel wie möglich über die Identität, die Rolle und die Motivation der Menschen wissen, denen sie in einer Reportage das Wort geben. Der Schweizer Presserat weist die Beschwerde eines Zuschauers gegen das Westschweizer Fernsehen RTS dennoch ab.  Dieser war der Ansicht, der vierminütige Beitrag mit dem Titel «Kherson, le prix de la libération» … Weiterlesen

Wahrheitspflicht gilt auch bei Faksimile: Beschwerde gegen «La Regione» gutgeheissen 

Die Zeitung «La Regione» druckte anlässlich ihres Dreissig-Jahre-Jubiläums ein Faksimile der ersten Titelseite ab. Diese enthielt unter anderem einen Artikel über ein Verbrechen; im Text wurde namentlich eine Person erwähnt, die wegen des Delikts verhaftet worden sei. Die Information war falsch, ein Gericht hatte die Zeitung deswegen verurteilt. Schon bei der ersten Publikation war es … Weiterlesen

Madeleine Baumann neue Publikumsvertreterin 

Der Stiftungsrat des Presserats hat Madeleine Baumann einstimmig zur neuen Publikumsvertreterin der französischsprachigen 2. Presseratskammer gewählt. Sie tritt die Nachfolge von David de Siebenthal an, der den Presserat Anfang Jahr verlassen hat. Madeleine Baumann war bis Ende April Dekanin für internationale Beziehungen an der Haute Ecole de la Santé La Source und hat sich nun frühpensionieren lassen. … Weiterlesen

Regeln für den Einsatz von KI im Journalismus

Das EU-Parlament ist daran, ein Gesetz zur Regulierung von sogenannter künstlicher Intelligenz (KI) zu erarbeiten. Der Schweizer Presserat beschäftigt sich zurzeit intern intensiv mit der Frage, wie KI-Werkzeuge – wie zum Beispiel das Sprachprogramm ChatGPT – den Journalismus beeinflussen. Vor allem geht es darum, zu klären, ob und allenfalls wie die berufsethischen Richtlinien und eventuell auch … Weiterlesen

Newsletter #4:  Diskutieren, nicht richten

Edito Susan Boos (Präsidentin Schweizer Presserat) Ende Frühling gibt der Presserat jeweils das Jahrheft heraus. Damit bieten sich ein Rückblick und ein Vergleich an. Es war beschwerdetechnisch schon fast ein ruhiges Jahr: 2022 gingen 85 Beschwerden ein, was etwa dem langjährigen Mittel entspricht. Während der Coronazeit waren wir mit jeweils doppelt so vielen Beschwerden konfrontiert. … Weiterlesen

Drei Rügen ausgesprochen: Wenn Werbung verschleiert wird

Beschwerden zur Richtlinie 10.1 – Trennung zwischen redaktionellem Teil und Werbung – treffen beim Schweizer Presserat regelmässig ein. Nicht zuletzt, weil die Medienhäuser bald jede mögliche Variante der Betitelung von bezahlter Werbung ausprobiert haben: Sie kann «Publireportage», «Verlagsreportage», «Sponsored Content» und «Werbebeitrag» heissen,», oder es ist ein «pr» oder «zvg» gekennzeichneter Artikel. Meistens reicht das nicht … Weiterlesen

«Weltwoche daily»: Keine Rüge trotz Doppelrolle des Chefredaktors

Mit der «Weltwoche daily»-Ausgabe vom 1. März 2022 hat «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel den Journalistenkodex nicht verletzt. In seinem Videoformat sendete Köppel aus dem Bundeshaus und sprach dabei von einer Frage, die er dem Bundespräsidenten habe stellen wollen – und zwar in seiner Rolle als Nationalrat. Kommentiert hat er den Vorfall als Journalist. Eine Person beschwerte … Weiterlesen

Beschwerde gegen NZZ abgewiesen: Presserat entscheidet nicht über strittige komplexe Sachverhalte

Die NZZ hat mit einem Artikel unter dem Titel «Der grosse Gedächtnis-Streit» und dem Untertitel «Dürfen Therapeuten allen Erinnerungen ihrer Patientinnen glauben? In der Psychiatrie kursiert eine Verschwörungstheorie» den Journalistenkodex nicht verletzt. Der Artikel beinhaltete eine sehr ausführliche Auseinandersetzung mit dem komplexen Krankheitsbild der «dissoziativen Identitätsstörung» und dem wissenschaftlichen Streit über deren Ursachen und Folgen. … Weiterlesen

Newsletter #3: Mehr Fairness

Edito Susan Boos, Präsidentin Schweizer Presserat Die Richtlinie 3.8 ist eine der Richtlinien, die in Beschwerden an den Presserat relativ häufig angerufen werden. Es geht dabei um das «Anhören bei schweren Vorwürfen». Der Presserat hat diese Richtlinie nun revidiert. In der alten Richtlinie wurde nicht präzisiert, was überhaupt unter einem schweren Vorwurf zu verstehen ist. … Weiterlesen

Beschwerde gegen «Gesundheitstipp» gutgeheissen: unsachgemässe Berichterstattung über Kesb

Der «Gesundheitstipp» hat die Interventionen der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) thematisiert. Das Magazin illustrierte die Problematik am Fall eines betagten Ehepaars. Titel: «Kesb: Wildwest-Methoden im Baselbiet». Am Anfang des Artikels wurde beschrieben, wie das betreffende Paar von VertreterInnen der Kesb Birstal beim Frühstück überrumpelt worden sei. Die Ehefrau sei gegen den Willen des Ehegatten mit … Weiterlesen

Beschwerde gegen «20 Minuten online» teilweise gutgeheissen: Reflexartige Publikation von Behördeninformationen ist problematisch

Am 2. Mai 2022 veröffentlichte «20 Minuten online» einen Artikel mit der Oberzeile «Ukraine ist sich sicher» und dem Titel «Diese zehn Männer haben in Butscha gemordet und gefoltert». Darunter findet sich eine Bildstrecke mit den Porträts von jungen Männern, die alle namentlich genannt und eindeutig zu erkennen sind. Ein Leser erhob dagegen Beschwerde: «20 Minuten online» entstelle … Weiterlesen

Notwendige Informationen bei Meinungsumfragen: Beschwerde gegen «Wohler Anzeiger» gutgeheissen

Bei einer Grafik zu einer einfachen Umfrage – es ging um die Zustimmung zum kantonalen Steuergesetz oder die Ablehnung desselben, worüber kurz danach an der Urne abgestimmt werden sollte – fehlten in den drei Lokalzeitungen «Wohler Anzeiger», «Bremgarter Bezirks-Anzeiger» und «Der Freiämter» mehrere Angaben: So blieb beispielsweise unklar, wie viele Leserinnen und Leser sich daran … Weiterlesen

Verschleierung des Berufs: «SonntagsZeitung»-Journalist recherchierte unlauter in Facebook-Gruppe

Im Juni 2022 publizierte die «SonntagsZeitung» einen Artikel über zwischenmenschliche und interkulturelle Probleme zwischen Gastfamilien und ukrainischen Flüchtlingsfamilien. Immer häufiger wollten sich diese vor dem vereinbarten Zeitraum wieder trennen.  Um die möglichen Konflikte zu illustrieren, zitierte die Zeitung Aussagen, die aus einer privaten Facebook-Gruppe stammten, die als Selbsthilfegruppe für Gastfamilien eingerichtet worden war. Im Artikel … Weiterlesen

Newsletter #2: Bussen wegen geheimer Informationen – weg mit Artikel 293 StGB!

Edito Susan Boos, Präsidentin Schweizer Presserat Indiskretionen elektrisieren journalistische Gemüter. Aber dürfen JournalistInnen geheimes Material in jedem Fall veröffentlichen? Das Statthalteramt des Bezirks Zürich befand im Frühling 2021: Nein – und stellte drei Journalisten der Tamedia-Zeitungen und der NZZ einen Strafbefehl aus. Sie sollten Bussen von 400 bis 800 Franken bezahlen. Es ging um das … Weiterlesen

Beschwerde teilweise gutgeheissen: Trotz Kommentarfreiheit müssen die Fakten stimmen

Beim Presserat ging eine Beschwerde gegen einen Kommentar von Philipp Löpfe auf «watson.ch» ein. In dessen Lead heisst es: «Ob SVP oder Weltwoche, ob Republikaner oder Fox News: Sie alle stehen stramm hinter dem russischen Präsidenten und seinem absurden Krieg.» Löpfe zitiert SVP-Politiker Franz Grüter, wie er sich im «Blick» geäussert habe. Zudem sei die … Weiterlesen

Unkritische und lobende Berichte müssen als Werbung gekennzeichnet sein

Der Presserat heisst eine Beschwerde gegen den Videoblog «Weltwoche daily» gut. Chefredaktor Roger Köppel leitete seinen Beitrag mit einem Tipp zum Finanzwesen ein: Die Investmentgesellschaft Real Unit und deren Gründer, der ihm bestens bekannte Privatbankier Karl Reichmuth, lieferten seiner Ansicht nach eine finanzielle Lösung in unsicheren Zeiten. Den Beitrag beendete Köppel mit «Weitere Informationen finden … Weiterlesen

Als Meinungsbeitrag erkennbar: Presserat weist Beschwerde gegen «Weltwoche» ab

Der Schweizer Presserat hat eine von gut 300 Mitunterzeichnenden eingereichte Beschwerde eines Journalisten abgewiesen. Die Beschwerde richtete sich gegen einen in der «Weltwoche» veröffentlichten Artikel von Hubert Mooser. Dieser beschäftigte sich kritisch mit der SRF-Berichterstattung am ersten Tag des Einfalls russischer Truppen in die Ukraine. Der Artikel kritisierte insbesondere, dass die SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky an … Weiterlesen

Newsletter #1/2022: Man kann den Presserat für überflüssig halten, nur …

Hier kommt der erste Newsletter des Schweizer Presserats. Wir werden in unserem Newsletter jeweils über wichtige Beschwerden und Entscheide berichten und sporadisch auf relevante medienethische Debatten aus dem In- oder Ausland eingehen.  Eine Frage, die gerne hochgespielt wird: Wozu braucht es überhaupt den Presserat? «Den Presserat nehme ich überhaupt nicht ernst. Es ist eine einseitige, … Weiterlesen

Rüge gegen NZZ abgewiesen: Presserat kann keine strittigen wissenschaftlichen Fragen klären

Im Dezember 2021 veröffentlichte die NZZ einen Artikel unter dem Titel: «Impfempfehlung? Nein, dazu können sich Schweizer Homöopathen nicht durchringen». In diesem Zusammenhang wurde bemerkt: «Fast 10 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer versuchen sich laut einer Umfrage aus dem Jahr 2014 mit Globuli zu kurieren – obwohl es keinerlei wissenschaftliche Evidenz gibt, dass homöopathische Mittel … Weiterlesen

Namensnennung gerechtfertigt: Presserat weist Beschwerde eines Professors gegen «Le Matin Dimanche» ab

Ein Universitätsprofessor beschwerte sich über einen Artikel vom 31. Oktober 2021 in «Le Matin Dimanche», in welchem er des «autoritären Machismus» bezichtigt und mit Namen und Bild identifiziert wurde. Die detaillierten Vorwürfe kamen von «Studentinnen und Studenten der Universität Bern», im Speziellen von einer Forschungsdoktorandin, die mit ihm in Konflikt stand. Der Professor sah eine … Weiterlesen

Keine Rüge für «20 Minuten» und «Tages-Anzeiger»: Beschwerden des Vereins Netzcourage abgewiesen 

Der Schweizer Presserat hat zwei Beschwerden gegen «20 Minuten» und den «Tages-Anzeiger» abgewiesen. Beide Beschwerden richteten sich gegen die Berichterstattung über einen Tweet, den die Redaktion «Megafon» der Berner Reitschule veröffentlicht hatte. Im Tweet enthalten ist die Zeichnung einer Hinrichtungsszene aus der Zeit der Französischen Revolution. Darin wird ein durch eine Guillotine abgetrennter Kopf präsentiert. … Weiterlesen

Kommentare müssen erkennbar und Interessenbindungen transparent sein 

Das Newsportal «Linth24» hat verschiedentlich über Standortdiskussionen von Sportanlagen in Rapperswil berichtet, insbesondere über die Platzierung der Trainingshalle der «Rapperswil Jona Lakers». Gegen zwei dieser Texte hat der Stadtrat von Rapperswil Beschwerde erhoben. Er monierte, in dem einen Bericht über einen Gerichtsentscheid seien stark kommentierende Meinungsäusserungen enthalten gewesen, was für die Leserschaft aber nicht genügend … Weiterlesen

Der Presserat in neuem Look

Erstmals seit seinem Bestehen 1977 hat der Schweizer Presserat sein Erscheinungsbild erneuert. Er tritt mit einem verschlankten, moderneren Logo auf und er hat seine Webseite vollständig neu gestaltet. Die bisherige Webseite stammte aus den Anfangszeiten des Internets. Sie genügte den Ansprüchen heutiger Nutzerinnen und Nutzer funktional und ästhetisch nicht mehr. Den Relaunch ermöglichten Beiträge von … Weiterlesen

Presserat präzisiert Richtlinien

Leser muss bezahlte Inhalte erkennen können Der Schweizer Presserat hat seine Richtlinien 10.1 (Trennung zwischen redaktionellem Teil und Werbung) und 10.2 (Sponsoring, Pressereisen, Koppelung von redaktionellen Berichten und Werbung) überarbeitet. Er fasst damit die neuen Formen von bezahlten Inhalten ins Auge. Konkreter Auslöser war eine Beschwerde gegen ein sogenanntes Native Advertising auf dem Newsportal «watson.ch». … Weiterlesen

Schweizer Presserat zur Anhörung von Jürg Jegge

Im Nachgang zur Publikation des Buches «Jürg Jegges dunkle Seite» sind Stimmen laut geworden, welche die Haltung des Journalisten, der als Co-Autor des Buches fungiert, in Frage stellen. Sie gehen davon aus, das der schwer belastete Pädagoge vor Veröffentlichung des Buches hätte angehört werden müssen. Einige sind zudem der Meinung, der Schweizer Presserat müsste sich … Weiterlesen