I. Sachverhalt
A. Am 4. Dezember 2012 berichtete Karin Müller im «Blick am Abend» unter dem Titel «Deutsche essen unsere Sauereien», die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) vermelde «rekordverdächtige Exporte von Fleisch ins Ausland». 2011 habe die Schweiz 26’585 Tonnen Fleisch exportiert gegenüber 2500 Tonnen im Jahr 2000. «Ein Grossteil der Exporte betrifft Innereien. Die guten Stücke essen Schweizer lieber selber. Die EZV spricht von ‹geniessbaren Schlachtnebenerzeugnissen›. (…) Ein Grund für diese massive Zunahme ist laut EZV das Agrarabkommen zwischen der Schweiz und der EU, welches am 1. Juni 2002 in Kraft trat. Die Deutschen scheinen unsere Innereien besonders zu mögen. Alleine 2011 flossen drei Viertel der gesamten Exportmenge nach Deutschland.» Interessant sei zudem auch, dass die Elfenbeinküste auf Platz zwei rangiere. Auch die Afrikaner bevorzugten die geniessbaren Innereien. Demgegenüber importierten die Franzosen vorzugsweise Bündnerfleisch.
B. Am 19. Februar 2013 vermeldete «Blick am Abend» unter dem Titel «Waltz schiesst als Jesus die Deutschen ab», der Schauspieler Christoph Waltz – bekannt vom Film «Django Unchained» – habe es in die US-Satireshow «Saturday Night Live» geschafft. «In einem Sketch mit dem Titel ‹Djesus Uncrossed› trat er als rachsüchtiger Gottessohn auf. Erst metzelte sich Waltz durch römische Soldaten. Dann suchte er als zurückgetretener Papst nach einer Pensionsversicherung. ‹Ich wollte das schon lange machen. Sie meinten aber, ich sei ein ernsthafter deutscher Schauspieler, hätte keinen Humor. Ich bin Österreicher, die haben Humor, im Gegensatz zu den Deutschen›, ätzte Waltz.»
C. Am 4. und 9. März 2013 beschwerte sich X. beim Schweizer Presserat und beanstandete, die beiden obengenannten Artikel verletzten die Ziffer 8 der «Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten» (Diskriminierung).
Beim ersten Artikel gehe es um «Innereien» und nicht um «Sauereien». Der Titel «Deutsche essen unsere Sauereien» sei in provokativer Weise so formuliert, dass man meinen könnte, die Deutschen ässen die Abfälle der Schweizer. Dies sei für die Deutschen diskriminierend.
Auch bei der Kurzmeldung «Waltz schiesst als Jesus die Deutschen ab», «handelt es sich (…) um völligen Unsinn mit deutschfeindlichem Hintergrund». Waltz habe sich keineswegs so geäussert. Im Satirestück «Djesus Uncrossed» gehe es gar nicht um Deutsche. Zudem hätten die Österreicher keineswegs mehr Humor als die Deutschen. Die Journalisten von «Blick am Abend» interpretierten die Fakten völlig falsch, um die Öffentlichkeit zu täuschen und gegen Deutsche aufzuhetzen.
D. Gemäss Art. 12 Abs. 1 des Geschäftsreglements behandelt das Presseratspräsidium Beschwerden, auf die der Presserat nicht eintritt.
E. Das Presseratspräsidium hat die vorliegende Stellungnahme per 7. Juni 2013 auf dem Korrespondenzweg verabschiedet.
II. Erwägungen
1. Gemäss Artikel 10 Absatz 1 seines Geschäftsreglements tritt der Presserat nicht auf eine Beschwerde ein, wenn diese offensichtlich unbegründet erscheint.
2. Ziffer 8 der «Erklärung» lautet: «Sie (die Journalistinnen und Journalisten) respektieren die Menschenwürde und verzichten in ihrer Berichterstattung in Text, Bild und Ton auf diskriminierende Anspielungen, welche die ethnische oder nationale Zugehörigkeit, die Religion, das Geschlecht, die sexuelle Orientierung, Krankheiten sowie körperliche oder geistige Behinderung zum Gegenstand haben.» Die Richtlinie 8.2 zur «Erklärung» verdeutlicht dazu, dass diskriminierende Anspielungen bestehende Vorurteile gegen Minderheiten verstärken können.
3. Auch wenn der Beschwerdeführer zu Recht einwendet, dass es bei dem nach Deutschland exportierten Fleisch generell um Innereien und nicht bloss um Schweinefleisch geht, ist es für den Presserat nicht ersichtlich, inwiefern durch den Titel «Deutsche essen unsere Sauereien» die deutschen Staatsangehörigen kollektiv herabgewürdigt werden. Der Titel spitzt lediglich zu, was die Exportstatistik offenbar belegt: Dass die Schweizer immer weniger Innereien essen, welche zunehmend ins Ausland – insbesondere nach Deutschland und in die Elfenbeinküste – exportiert werden.
4. Ebenso stützt sich der Titel des zweiten Artikels «Waltz schiesst als Jesus die Deutschen ab» auf die in der Kurzmeldung enthaltenen, kaum bestreitbaren Fakten ab. Nämlich, dass Waltz einerseits in «Saturday Night Live» als «Djesus Uncrossed» aufgetreten ist und sich zudem in einem Interview über den angeblich fehlenden Humor der Deutschen lustig gemacht hat. Für den Presserat ist es zulässig, diese Fakten im Titel kommentierend dahingehend zu verknüpfen, Waltz schiesse (im übertragenen Sinn) «die Deutschen ab».
III. Feststellung
Der Presserat tritt nicht auf die Beschwerde ein.